Ich habe mir Gedanken gemacht, wie man die Mitspielerzahl für (Neuauflagen von) Eressea steigern könnte.
Meine Modifikationsidee basiert auf verschiedenen Beobachtungen: 1) Ressourcen sind zur Zeit für alle gleichermaßen verfügbar. Ich muss mich mit niemandem verbünden oder wenigstens verhandeln, wenn ich ihn einfach besiegen oder vertreiben kann. --> A 2) Es gibt verschiedene Spielweisen. Einige wollen ein großes Militärbündnis aufbauen und die Welt erobern. Andere dagegen wollen mit überschaubarem Aufwand ihr eigenes kleines Volk aufbauen. Momentan haben die Spieler der zweiten Gruppe den Spielern der ersten Gruppe kaum etwas entgegenzusetzen. --> A 3) Die meisten Parteien überstehen in den frühen Spielphasen eine deutliche militärische Niederlage auf der eigenen Heimatinsel nicht. Ist das eigene Heer größtenteil vernichtet, dann kann man mit dem Rest der Partei nur noch wenig anfangen. Man kann den Gegner nicht mehr daran hindern, sich das Land und die Ressourcen zu nehmen. Oft kann man große Teile der überlebenden Personen nicht mehr retten, weil man nicht genug Schiffe hat. Die Personen, die man retten kann, werden anderswo eigentlich auch nicht gebraucht, weil die Nachbarn auf ihren Inseln ihre eigene funktionierende Infrastruktur haben. Ein neues Heer kann man sich oft nicht aufbauen. Dazu müsste ein anderer freiwillig auf Rekrutierungen verzichten. --> A 4) Eine Invasion auszusitzen, funktioniert fast nie. Man kann sein Heer zwar in eine große Burg stellen und mit dem Defensivbonus den Gegner von einem Angriff abhalten. Das glückt schon relativ selten, was man an der geringen Verwendung des BELAGERE-Befehls sieht. Aber selbst wenn, was dann? Wenn der Gegner sein Heer in die gleiche Region stellt und bewacht, dann kann man keine Ressourcen mehr abbauen und nicht rekrutieren. Wie lange hält man das ohne Hilfe von Außen aus? --> A 5) Das Ansiedeln neuer Parteien ist nur schwer möglich. Sie sind immer vom Wohlwollen ihrer älteren, stärkeren Nachbarn abhängig. --> A 6) Besiedelt man in etwa die Regionen, die pro Partei generiert werden, dann stößt man ziemlich bald an seine Expansionsgrenze. Hat man größere Ambitionen, dann geht das zur Zeit nur zu Lasten anderer. Der "unfreundliche" Expansionist, nimmt das Land den anderen weg (militärisch aber auch durch einfache Besetzung). Der freundliche Expansionist muss darauf warten, dass irgendwer freiwillig auf Land verzichtet, oder dass sich andere Parteien so daneben benehmen, dass ein Angriff gegen sie ethisch vertretbar erscheint. Außer dem eventuellen Ansehensverlust, ist das ein großer Vorteil für den unfreundlichen Expansionisten. --> C 7) Der Schwerpunkt von Eressea liegt beim Aufbau einer Armee. Aber was macht man mit der Armee, wenn man keine Lust hat, andere Spieler anzugreifen? Gegen vorbeifliegende Drachen und auferstandene Untote kann man freilich kämpfen, aber das hat nur den Nutzen, dass die sich nicht über die Bauern hermachen, einen darüberhinausgehenden positiven Effekt hat das kaum. Welche Spielziele könnte man mit einer Armee noch verfolgen? --> C 8) Seit etlichen Jahren ist meine Heimatinsel komplett ausgebaut. Zitadellen in jeder Region, Straßen, Häfen, Sägewerke, Bergwerke, Steinbrüche und Schmieden wo sie gebraucht werden. Was mache ich mit den übrigen Ressourcen? Außer dem Heer und Prestige-Bauten gibt es keine Rohstoffsenken. Es fehlen langfristiger Alternativen zum Rohstoff-Einsatz. --> C
Ausgehend von diesen Beobachtungen und angelehnt an die derzeitige Lage in den alten Welten, schwebt mir folgendes Szenario vor. Es gibt drei Arten von Regionen/Inseln. A) "Die Heimat". Jedes Volk hat eine Heimat, die genügend Ressourcen hat, um alle elementaren Aufgaben erfüllen zu können (Holz, Eisen, Steine, Bauern). Ob das genau eine Region, mehrere Regionen oder eine ganze Insel ist, ist erstmal nicht entscheidend. Die Heimat ist besonders geschützt. Es könnte zum Beispiel ein ATTACKIERE auf das beheimatete Volk und ein Rohstoffabbau durch andere Völker unmöglich sein. B) "Freies Land". Neben den Heimatregionen gibt es Regionen, die von jederman besiedelt werden können, so wie im jetzigen Eressea. C) "Wildnis". Die Wildnis kann man nicht so einfach besiedeln, wie freies Land. Man muss vorher einen gewissen Aufwand betreiben. Das könnte in Form von Ressourcen geschehen, die man erst investieren muss (Dschungel roden, Sümpfe trockenlegen, Wüsten bewässern). Oder die Regionen werden von NSC-Monstern bewohnt, die erst vertrieben werden müssen. Nach der Besiedlung der Wildnis erhält die Partei, die sich die Mühe gemacht hat einen gewissen Vorteil. Vielleicht ähnlich zum Heimatstatus, vielleicht etwas schwächer.
Ich erhoffe mir von solchen Modifikationen Eressea spielenswerter für diejenigen Spieler zu machen, denen der große Welteroberungsfeldzug nicht so sehr am Herzen liegt. Dazu müssen sie ein Stück weit geschützt werden, damit sie auch dann weiterspielen können, wenn ihnen ihr mächtiger Nachbar nicht allzu wohlgesonnen ist. Dazu dienen die Heimatregionen. Die Wildnis bietet alternative Spielziele und eine alternative Ressourcen-Senke aber eben auch Expansionsmöglichkeiten die nicht direkt zu Lasten der anderen Spieler gehen.
Wenn die Rede davon ist, neue Eressea-Partien zu starten, kann ich mir zur Zeit kaum vorstellen, da mitzumachen. Habe ich Lust, ein Volk aufzubauen und dann zuzusehen, wie es von einem aggressiven Bündnis platt gemacht wird? Nein. Habe ich Lust, selbst in einem aggressiven Bündnis zu spielen? Nein. Habe ich die Zeit um nochmal soviel Diplomatie zu betreiben, um mich vor Kriegen abzusichern, nochmal soviel Detailplanung zu machen, wenn es dann doch zum Kampf kommt? Nein. Habe ich die Ausdauer nochmal 10 Jahre zu spielen, bis ich in der jetzigen, für mich sehr angenehmen Spielphase angekommen bin? Nein. Ich möchte ein Spiel, bei dem man nicht prinzipiell von der totalen Vernichtung bedroht ist, wenn man nicht genügend Zeit investiert oder einfach mal Pech hat. Und ich möchte ein Spiel, bei dem man vorankommen kann, ohne dass das zu Lasten anderer geht. Das Prinzip des Burgenbaus und der ressourcensparenden Gebäude geht in der Anfangsphase genau in die richtige Richtung ist aber leider sehr früh ausgereizt.
Kitaktus
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